Richtig Fragen stellenGute Bewerbungsgespräche führen
23.08.2018
Der Gedanke an ein anstehendes Vorstellungsgespräch löst nicht nur bei Bewerbern gemischte Gefühle aus. Auch die Verantwortlichen in den Betrieben stehen vor einer kniffligen Aufgabe: Innerhalb kurzer Zeit müssen sie herausfinden, ob jemand langfristig zu ihrem Unternehmen passt.
„Auch in Zeiten des Fachkräftemangels, die Einstellung neuer Mitarbeiter nicht überstürzen,“ rät Personalberaterin Beate Karcher von der Handwerkskammer Karlsruhe. „Die falschen Mitarbeiter kosten nicht nur viel Zeit, oft leidet dadurch auch das Betriebsklima oder Kunden werden verärgert. Deshalb die Auswahl sorgfältig treffen.“ Wie eine sorgfältige Auswahl gelingt, zeigen die folgenden Tipps:
1. Den Überblick behalten
Der erste Rat der Expertin: Den Gesprächsablauf und die Fragen sehr gut vorbereiten. Grundlage für die Fragen sind der Lebenslauf des Bewerbers und die vorab definierten „Muss“- und „Kann“-Kriterien. Gibt es eine Stellenbeschreibung, die alle Aufgaben und die notwendigen Kenntnisse und Erfahrungen des zukünftigen Stelleninhabers beschreibt, ist das eine perfekte Ausgangsbasis. Bei der Vorbereitung eines passgenauen Gesprächsleitfadens oder bei der Stellenbeschreibung hilft die Personalberaterin gerne weiter.
2. Schritt für Schritt vorgehen
Der richtige Ablauf ist entscheidend für den Erfolg des Gesprächs. Wichtig ist es, so Beate Karcher, für eine angenehme und ungestörte Atmosphäre zu sorgen. Um das Eis zu brechen, helfen Fragen zur Anreise, zum Wetter oder Fußball.
Dann sollten die am Bewerbungsgespräch beteiligten Personen sich, den Betrieb und die ausgeschriebene Stelle vorstellen, rät die Personalberaterin. Erst danach sollte der Bewerber sich vorstellen und seine aktuelle Tätigkeit beschreiben. Hieraus entwickelt sich im Idealfall eine angeregte Diskussion, bei der die fachlichen Anforderungen an den Bewerber im Mittelpunkt stehen. Mit einer Aufgabenstellung aus dem Betriebsalltag oder einem praktischen Test lässt sich der fachliche Teil des Gesprächs perfekt abschließen.
3. Die richtigen Fragen stellen
Während fachliche Faktoren vergleichsweise einfach zu prüfen sind, wird es bei Faktoren wie Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit oder selbständiges Arbeiten, schon schwieriger. „Das sind aber genau die Aspekte, die aus den Bewerbungsunterlagen nur bedingt hervorgehen“, sagt Beate Karcher.
Deshalb hier offene Fragen stellen und den Bewerber beispielsweise berichten lassen, wie die Teamarbeit bei seinem bisherigen Arbeitgeber aussah, welche Rolle er darin übernommen hat oder wie er sich eine Zusammenarbeit idealerweise vorstellt. „Gut ist es auch, beispielhafte Situationen zu schildern und zu fragen, wie sich der Bewerber verhalten würde“, sagt die Expertin. Dabei sind spontane Reaktionen gefordert, die bei der Einschätzung des Bewerbers sehr hilfreich sein können.
4. Nicht zu nahetreten
So verständlich eine gewisse Neugier sein mag: Bei persönlichen Fragen, die nichts mit der ausgeschriebenen Stelle zu tun haben, hat der Gesetzgeber Grenzen gesetzt. Grundsätzlich tabu sind Fragen nach Alter, Herkunft, Familienstand, sexueller Orientierung, religiöser und politischer Einstellung, Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft und Lohnpfändungen. Fragen nach Schwangerschaft, Vermögen, Gesundheitszustand und Vorstrafen dürfen nur in Ausnahmefällen thematisiert werden, wenn sie von wesentlicher Bedeutung für die Tätigkeitsausübung sind. Bei Unsicherheiten unterstützen die Berater der Handwerkskammer gerne.
5. Das Gespräch abrunden
Nach dem eigentlichen Gespräch bietet sich ein Rundgang durch den Betrieb an – schließlich will der Bewerber ja wissen, wie sein mögliches Arbeitsumfeld aussieht. Und auch dabei kann man viel erfahren: „In der Werkstatt kann man den Bewerber beispielsweise auf die Maschinen und Werkzeugen ansprechen und nachfragen, ob er damit schon gearbeitet hat“, sagt Beate Karcher. Generell sollte gelten: „Auch der Bewerber sollte Fragen stellen können. Und auch darauf sollte der potenzielle Arbeitgeber vorbereitet sein.“ Zum Beispiel auf die Frage, ob ein Probearbeiten möglich ist. Auch bei Fragen rund um ein Probearbeiten helfen die Berater der Handwerkskammer weiter.
6. Schnell Rückmeldung geben
Bei der Verabschiedung dem Bewerber noch mitteilen, bis wann dieser mit einer Rückmeldung rechnen kann. Diese sollte so schnell wie möglich erfolgen und zwar am besten zunächst telefonisch. Das ist schnell und persönlich. Die Einstellung hat diesmal nicht geklappt? „Mit guten Bewerbern trotzdem in Kontakt bleiben“, rät die Personalexpertin. “Das können die Mitarbeiter von morgen werden.“
Kontakt
Beate Karcher
Geschäftsbereich Wirtschaftsförderung
Unternehmensberatung - Personalberatung
karcher--at--hwk-karlsruhe.de