Mehr als 400 Gäste folgten der Einladung ins Kurhaus Baden-BadenNeujahrsempfang

Am 23. Januar fand der traditionelle Neujahrsempfang der Handwerkskammer Karlsruhe statt. Mehr als 400 Gäste folgten der Einladung ins Kurhaus Baden-Baden.

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„Wer sagt, dass es leicht wird?“ Mit dieser Frage eröffnete Kammerpräsident Joachim Wohlfeil nach der Begrüßung seine Rede. Er gab einen Rückblick auf die Ereignisse und politischen Versäumnisse der vergangenen Jahre und ihren Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft hierzulande. „Für das Jahr 2023 rechnen wir beispielsweise bundesweit im Bauhauptgewerbe mit einem Umsatzrückgang von real sieben Prozent.“ Nur bei der Inflation, den Energiepreisen, Steuern und Abgaben sowie bürokratischen Auflagen schaffe es Deutschland auf die vorderen Plätze, kritisierte Wohlfeil. Konjunkturelle Dellen habe es immer gegeben, aber mittlerweile steure Deutschland auf einen Kipppunkt zu, hinter dem es vielleicht kein Zurück mehr gebe. „Nach Jahren des Stillstands, des Aufschiebens und des Verteilens wird es Zeit für Pragmatismus, Realpolitik und Reformen. Es ist Zeit, dass die Politik ins Machen kommt!“, forderte der Präsident. Vor allem die hohen Energiekosten und die Bürokratie machten dem Handwerk zu schaffen. Es sei eine politische Entscheidung gewesen, aus der Atomenergie auszusteigen, während der Stromhunger des Landes massiv wachse. Neben den Bürgerinnen und Bürgern bekämen nun auch die Betriebe die Quittung dafür – in Form steigender Preise für die Kilowattstunde. Wie wird also die Versorgung des Handwerks mit bezahlbarer und wettbewerbsfähiger Energie sichergestellt? „Das ist eine Frage an die Politik auf die wir antworten wollen – und erwarten!“ verlangte Wohlfeil.



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Handwerker können Protest per Postkarten-Aktion äußern

Der Präsident nahm auch Bezug auf die zahlreichen bildgewaltigen Proteste von Bauern, Bahn und Arztpraxen der vergangenen Wochen. Grundsätzlich gelte natürlich, dass es jedem Handwerker und jeder Handwerkerin freistehe, Unmut zu äußern und dabei vom Recht auf Versammlung Gebrauch zu machen. Hierbei sei jedoch besondere Sensibilität gefragt, um sich nicht politisch vereinnahmen zu lassen. „Als politische Spitzenorganisation des Handwerks für den Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe versuchen wir andere Formen der Einflussnahme als die Demonstration auf der Straße wahrzunehmen“, erklärte Wohlfeil. Der ZDH stimme mit BDA, BDI und DIHK ein gemeinsames Schreiben an den Bundeskanzler ab. Dessen Ziel sei es, auf die zugespitzte Situation in der deutschen Wirtschaft hinzuweisen und spürbare Entlastungen sowie ein wirtschaftspolitisches Umsteuern der Bundesregierung einzufordern. Unabhängig davon habe der ZDH eine Postkartenaktion vorbereitet, mit deren Hilfe Betriebe Kernforderungen des Handwerks direkt an die Bundesregierung adressieren könnten. Zum Anschub stellt der ZDH der Handwerksorganisation eine Gesamtauflage von 120.000 Exemplaren zur Verfügung. Auch die Handwerkskammer Karlsruhe begleitet diese Aktion. Auf dem Titel dieser Ausgabe der Deutschen Handwerks Zeitung befindet sich je eine Karte auf dem Titel.



Appell an Eigeninitiative des Handwerks Potenzial Geflüchteter

Bei aller berechtigter Kritik, appellierte Wohlfeil aber auch an die Eigeninitiative der Handwerksbetriebe. „Wir müssen uns auch fragen, was wir selbst tun können und wie wir den niederschwelligen Einstieg in Handwerksberufe ermöglichen“, sagte er. In diesem Zusammenhang verwies der Präsident darauf, dass ein leichterer Einstieg in Handwerksberufe auch bei der Integration Geflüchteter in die Branche helfe. Bereits 23.000 geflüchtete Menschen machten bundesweit eine betriebliche Ausbildung – im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe waren es im vergangenen Jahr mehr als 160 Neuverträge. „Es ist egal wo du herkommst. Entscheidend ist, wo du hinwillst“, sagte Wohlfeil. „Dieses Motto des Handwerks gilt auch für diejenigen, die nach Deutschland gekommen sind und bereit sind, mit anzupacken.“



Wohlfeil: Berufliche und Akademische Bildung sind gleichwertig

Der Präsident sprach zudem die Diskrepanz von beruflicher und akademischer Bildung an. Dass es zu wenige Azubis gäbe, sei ein Konstruktionsfehler der Politik. Diese bevorzuge Studenten indem Unterkünfte, Kantinen und Auslandsaufenthalte subventioniert würden -  Auszubildende hier jedoch meist leer ausgingen. Bei den Berufsbildungszentren kämpfe die Handwerkskammer jedes Jahr auf Neue, um überhaupt den Status Quo aufrecht, monierte Wohlfeil. Er forderte eine gesetzliche Festschreibung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Nur so ließe sich auf lange Sicht der Fachkräftebedarf decken, schloss der Präsident.





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